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Geschichte des Hornblasens

Erste Hinweise auf Signalinstrumente als Vorläufer unserer heutigen Jagdhörner finden sich in der Literatur als Beweis dafür, daß sie als unentbehrliches Hilfsmittel jagdlichen Brauchs stets die praktische Jagdausübung begleiten. Schon in grauer Vorzeit wurden an der Spitze durchbohrte oder abgesägte Wisenthörner bzw. Mammutzähne dazu verwandt, Anordnungen der Stammeshäuptlinge weiter zu geben, Jäger zu sammeln, oder erfolgreiche Beutejagd zu melden. Sogar aus dem Grabe des Pharaonen Tut-Ench-Amuns (1346-1337 v. Chr.) sind noch trompetenähnliche  Blasinstrumente erhalten und im Museum Kairo zu besichtigen. Auch der griechische Geschichtsschreiber Arian (95-180 n. Chr.) berichtet über Kelten an der Donau, daß sie mit hochläufigen Hunden den Meister Lampe hetzten und mit Hornsignalen den Jagdablauf  begleiteten.  Ebenso wissen wir manches von seinen römischen "Berufskollegen" Tacitus (55-120 n. Chr.) über jagdliche Bräuche in Germania, die manchem aus der Schulzeit noch in hoffentlich "guter Erinnerung" sind. Aus dem Skandinavischen Raume sind bronzezeitliche Luren von einer Wandstärke von nur 3/4 mm erhalten und als Hinweis auf  den hohen gießtechnischen Wissensstand zu nennen.

 

Nach der Völkerwanderung gelangten weitere Vorläufer unserer heutigen Jagdhörner von Byzanz nach Europa, besonders nach Frankreich. Eine sehr anschauliche Beschreibung eines Horns aus Elfenbein, des sog. Olifant (franz. Elefant), und seine Bedeutung wird uns im altfranzösischen Rolandslied vermittelt! Danach soll Roland den weit entfernten Kaiser Karl d.Gr. gegen die Übermacht der Basken zu Hilfe gerufen und seinen Gegner, der das Horn ihm entreißen wollte, damit niedergeschlagen haben. Das Horn stand im Wert und Ansehen dem Schwerte gleich; es wurde nie zur fremden Benutzung gegeben, war also zugleich Standessymbol.

Aus der Zeit des Hoch- und Spätmittelalters hat uns die Manesse'sche Liederhandschrift viele Hinweise auf den Gebrauch der Hörner überliefert. Mitte des 17. Jahrhunderts setzte in Frankreich das Parforcehorn, auch großes Jagdhorn, French Horn, Trompete oder Cor des Chasse, Corno da Caccia genannt, als Instrument durch und wurde bald an den großen und kleinen Fürstenhöfen in Deutschland übernommen, die sich bemühten, eine  möglichst leistungsfähige "Jagdpfeiferbande" zu unterhalten. Dieses Horn erlangte großen Einfluß auf die jagdliche Kunstmusik bei der Darstellung von Jagdmotiven, d.h. Themen aus Feld, Wald und Flur, besonders bei der Darstellung des gallopierenden Pferdes  bei der Parforcej, wobei der charakteristische 6/8 - Takt vorherrscht. So sind die Parforcehörner  im Barockzeitalter auch eingesetzt durch Johann Sebastian Bach (1685-1750) in der "Jagdkantate": "Was mir behagt, ist nur die muntere Jagd", die zu Ehren des Herzogs Christian von Sachsen-Weißenfels (1716) komponiert wurde; im "Brandenburgischen Konzert" Nr.1, in der "Horn-Messe h-moll" und in dem "Weihnachtsoratorium" sowie  schließlich in der Klassik bei Joseph Haydn (1732-1809) in "Die vier Jahreszeiten"  als sehr eindrucksvolle Version einer Rebhuhnjagd und mit dem Höhepunkt des "Großen Halali"; bei Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)  u.a. in den vier "Hornkonzerten", und Franz Schubert (1797-1828) läßt seine schönste und letzte Sinfonie mit einem Hornsolo beginnen. Und wer würde nicht sofort Rossinis  "Le Rendevouz de Chasse" und die Oper "Der Freischütz" des Carl Maria von Weber mit dem Hörnerklang in Verbindung bringen?